Das Jugendwaldheim Roßberg – eine Schule im Wald
Seit 1991, also seit dreißig Jahren, gibt es das Jugendwaldheim Roßberg. In einem ehemaligen Forsthaus mit Nebengebäuden am Ortsausgang von Roßberg betreibt der 1988 gegründete Trägerverein „Jugendwaldheim Roßberg e.V.“ auf gemeinnütziger Basis das Jugendwaldheim als außerschulischen Lernort.
Finanziell und personell wird das Jugendwaldheim vor allem von den beiden Schulträgern, der Stadt Marburg und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf sowie dem Kultusministerium Hessen unterstützt. Auch die Gemeinde Ebsdorfergrund steht dem Jugendwaldheim wohlwollend zur Seite. Drei pädagogische Mitarbeiter*innen betreuen im Jahr durchschnittlich ca. 220 Schulkassen mit ca. 4.500 Schüler*innen.
Der Verein selbst wird vom ehrenamtlich tätigen Vorstand geleitet.
Das ehemalige Forsthaus – ein authentischer Lernort
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts tauchte zum ersten Mal der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der Forstwirtschaft auf. Er bedeutet letztlich nichts anderes als das Prinzip, nicht mehr zu verbrauchen als nachwachsen kann, bzw. die Bedürfnisse der jetzigen Generationen so zu befriedigen, dass die der künftigen dadurch nicht gefährdet werden. In diesem Sinne findet in Roßberg Bildung für nachhaltige Entwicklung statt und welcher Ort wäre dafür besser geeignet, also authentischer, als das ehemalige Forstanwesen.
Das Forsthaus wurde mit viel Engagement und Eigeninitiative und finanziellen Mitteln verschiedener Umweltstiftungen von Schüler*innen verschiedener Marburger Schulen renoviert. Es hat sich seitdem nicht nur zum anerkannten außerschulischen Lernort, sondern auch zum regionalen Umweltzentrum des Landes Hessen und einem Ort der Lehrerfortbildung entwickelt. Die Marburger Studienseminare besuchen das Jugendwaldheim regelmäßig, um den Lehrer*innen im Vorbereitungsdienst die Bedeutung und Möglichkeiten eines außerschulischen Lernorts zu vermitteln.
Haus und Hof sind von einer strukturreichen Landschaft umgeben. Von Feldern, Wiesen, einem durch das Grundstück fließenden Bach und vor allem von viel Wald. Diese Landschaftselemente stellen vielfältige Naturerfahrungsräume bereit.
Es versteht sich deshalb auch von selbst, dass es von Beginn an eine enge Kooperation mit dem Forstamt Kirchhain, dem hiesigen Revierförster und dem Waldpädagogen des Forstamtes gibt. Sie alle unterstützen die Arbeit des Jugendwaldheims in vielfältiger Weise.
Das Jugendwaldheim steht allen Schulen der Stadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf zur kostenlosen Nutzung offen. Mit einem breiten Spektrum an Projektangeboten laden wir Schulklassen und andere Lerngruppen ein, die natürliche Umgebung mit allen Sinnen zu erleben und sich über abwechslungsreiche Lernerfahrungen ein vielschichtiges Wissen zu den natürlichen Phänomenen anzueignen. Erlebend und entdeckend lernen sie, welche Bedeutung die Natur für unser Leben hat. Sie erfahren ihre Schönheit, aber auch ihre Gefährdung und eben darum auch die Notwendigkeit ihrer Erhaltung.
Zentraler Punkt unserer Arbeit ist die Einbindung des Besuchs in Roßberg in den schulischen Alltag. Mit unserer Arbeit wollen wir auch Schulentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit voranbringen. Nachhaltige Bildung soll in allen Schulen wichtiger Teil des Schulcurriculums sein bzw. werden. Darin unterstützen wir die Schulen.
Im Sinne der Sustainable Development Goals (SDG), die wesentlicher Teil unserer Bildungsarbeit sind, beteiligen wir uns aktiv an der Bildung für nachhaltige Entwicklung und an einem Wertewandel im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele. Insbesondere für die SDG 15 (Schutz von Landökosystemen), SDG 12 (Nachhaltiger Konsum) und SDG 13 (Bekämpfung des Klimawandels) bieten wir zahlreiche Projekte an. Die Climate Challenge ermöglicht, einen persönlichen Beitrag zum Schutz des Klimas zu leisten. Mit Baumpflanzaktionen können Schulklassen gegen den Klimawandel aktiv werden.
Was ist das Besondere am Jugendwaldheim? Was macht einen außerschulischen Lernort aus?
Das Jugendwaldheim als außerschulischer Lernort unterscheidet sich ganz erheblich von der ‚Lernanstalt‘ Schule. In einer solchen ‚besonderen Schule‘ bieten sich andere unterrichtliche Möglichkeiten. Die Lehr- und Lernformen sprengen den Rahmen der üblichen schulischen Unterweisung. Was ist anders?
- Die Lernräume sind keine Klassenzimmer, sondern Orte im Wald, im Feld, am und im Bach und auf der Wiese; aber auch Werkstätten, Labor- und Seminarräume im Forsthaus.
- Es gibt keine klassischen Schulstunden. Die Lernzeiten und die Pausen werden vom Gegenstand der Arbeit und in der Regel von den Schüler*innnen bestimmt. Es schlägt kein Schulgong.
- Selten wird im üblichen Klassenverband gelernt. Die Schüler*innen wählen selbst die Gruppen, in denen sie je nach Lerngegenstand arbeiten wollen.
- Im Gegensatz zum 45-minütigen Fachlehrerwechsel in der Schule sind die Schüler*innen hier den gesamten Vormittag mit ihrer/m Lehrer*in zusammen, unterstützt von einer/m Mitarbeiter*in des Jugendwaldheims.
All diese Besonderheiten gelten natürlich nicht nur für die Schüler*innen, sondern in gleichem Maße auch für die Lehrer*innen. Für sie bedeutet der außerschulische Lernort Jugendwaldheim eine neue Situation, auf die er/sie sich einlassen muss, auf die es sich aber auch, im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler*innen, einzulassen lohnt.
Jugendwaldheim Roßberg e.V.
Forsthaus 1
35085 Ebsdorfergrund-Roßberg
Tel: 06424 – 5197
www.jugendwaldheim-rossberg.de
E-Mail: jugenwaldheim-rossberg@t-online.de